Ende Mai 2024
Auf dem bekannteren Teil der Werra ab Creuzburg waren wir schon mehrfach unterwegs, nun ist es Zeit, mal die obere Werra bis nach Creuzburg zu paddeln. Wenn man den Lauf der Werra auf der Karte ansieht, staunt man, wie sich dieses kleine Flüsschen ca. 300 km vom Thüringer Schiefergebirge bis nach Niedersachsen windet, um dort zusammen mit der Fulda die Weser zu bilden.
Mit viel Enthusiasmus kann man die Werra schon ab Themar paddeln, allerdings muss man dann bis Meiningen neun Wehre und bei niedrigem Wasserstand ein paar Treidelstellen überwinden. Wir haben uns als Startort Meiningen ausgesucht, von dort bietet die Werra mehr als genug Strecke für die vorgesehenen fünf Paddeletappen. Der Campingplatz Meiningen liegt etwas außerhalb, oberhalb der Stadt beim Freizeitzentrum "Rohrer Stirn". Es lohnt sich, von dort zum Henneberger Haus zu laufen, wenn man lecker in uriger Atmosphäre essen möchte.
An einer breiten Treppe gegenüber vom Schloss Elisabethenburg starten wir unsere Tour. In den letzten Tagen hat es stark geregnet, das Wasser ist trüb und braun. Mit zu geringem Wasserstand haben wir also kein Problem - im Gegenteil, wegen der kräftigen Stömung tragen wir diesmal Schwimmwesten und paddeln ohne Gepäck. Das Auto holen wir jeweils per Fahrrad nach.
Anfangs fließt die Werra mit flotten 10 km/h (in den nächsten Tagen fällt der Wasserstand kontinuierlich und damit auch die Strömungsgeschwindigkeit). Mit Schwung sausen wir aus dem Stadtgebiet von Meiningen und wie durch einen grünen Tunnel in Richtung Wasungen. Erst in Schwallungen müssten wir das erste Wehr umtragen. Dort kann man bei einer Gepäcktour auch auf dem gepflegten Rastplatz von Pfannstiel Outdoor-aktiv übernachten. Wir haben aber dort bereits unsere Fahrräder deponiert, um auf dem gut ausgebauten Werratal-Radweg zurück nach Meiningen zu radeln.
Nachdem wir auf dem Campingplatz "Strandbad Breitungen" übernachtet haben, lassen wir ein kleines Stückchen der Werra aus und starten gleich von dort zur zweiten Etappe. Die Ufer der Werra sind zunächst relativ hoch, dadurch sind wir sehr ungestört unterwegs, allerdings sehen wir auch nur ab und an etwas von der schönen, satt grünen Landschaft. (Was wir vom Boot aus nicht sehen, erkunden und genießen wir dann aber bei der Fahrrad-Rückfahrt.) In Bad Salzungen steigen wir in einem Seitenarm der Werra an einer riesigen Steganlage aus dem Boot, hier könnten außer uns noch einige Boote anlegen. Beim Spaziergang durch die Stadt bis zum Burgsee kommen Erinnerungen an die Rhönwanderung auf, zu der wir vor ein paar Jahren hier gestartet sind. Am Wehr Tiefenort beenden wir diese Tagestour.
Dass am nächsten Tag schlechtes Wetter werden würde, war angekündigt. Wir können auch bei Regen paddeln, aber wir müssen ja nicht. Stattdessen verschwinden wir unter die Erde: wir haben uns für eine interessante Führung durch das "Erlebnisbergwerk Merkers" angemeldet (separates Thema). In Vacha regnet es so sehr, dass wir keine Fotos machen, weder in der Stadt, noch an der Brücke der Einheit, die ohnehin gerade Baustelle ist.
Einen Tag danach ist schon wieder blauer Himmel und die Ungetüme von Kalihalden leuchten im Sonnenschein, man nennt die Gegend deshalb auch das "Land der weißen Berge". Wir starten diesmal nach dem Wehr Harnrode/Heimboldshausen und paddeln bis zum Freizeitcamp Werra in Berka. Die Ufer der Werra sind nun nicht mehr ganz so hoch, man sieht viel mehr von der Landschaft. Die gewaltige Halde "Monte Kali" überragt alles.
Bei Vacha fließt die Werra von Thüringen nach Hessen und kurz nach Widdershausen wieder zurück nach Thüringen. An sich würden wir gar nicht merken, dass wir das Bundesland wechseln. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: In Thüringen wurden an allen Wehren und in den Ortschaften gepflegte Ein- und Ausstiege gebaut, in Hessen dagegen wird an Paddler wenig gedacht, einige Umtragestellen grenzen dort an "lebensgefährlich". 🙁 Zum Glück ist der hässliche hessische Abschnitt nicht allzu lang.
Das Freizeitcamp Werra in Berka ist ein liebevoll gestalteter Platz mit vielen Möglichkeiten, dort in kleinen oder auch größeren Gruppen Zeit zu verbringen. Wir übernachten auch gleich noch einmal dort, nachdem wir die nächste Etappe gepaddelt und geradelt sind. Also unbedingt bei der Etappenplanung für die Werra als Übernachtungsplatz einplanen!
Unsere nächsten Etappen gehen bis nach Lauchröden und tags darauf bis Creuzburg. Unterwegs paddeln und radeln wir durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft: grüne Natur, historische und moderne Brücken, malerische Fachwerkhäuser, Schlösser und Burgen wechseln sich ab.
An der Ruine Brandenburg gibt es einen extra Bootsausstieg und es lohnt sich, zur Burg hinauf zu laufen, denn sie bietet einen herrlichen Ausblick ins Werratal. Der Campingplatz Creuzburg ist direkt von der Werra aus zu erreichen, allerdings ist dort ein Bootswagen zu empfehlen. Wir bleiben noch einen Tag länger dort, fahren nach Eisenach und lassen uns viel Zeit, als krönenden Abschluss der Tour die Burg der Burgen, die Wartburg zu besuchen.
Die Werra ist auf jeden Fall eine Reise wert, bis zur Fulda könnte man einen ganzen Paddelurlaub verbringen. Schöne Gegend, nette Leute, wir kommen gern wieder und geben der oberen Werra gute