Mit Gepäckschlitten ins Gaistal

23. und 24. Januar 2010

Wenn man im Winter draußen übernachten will, lässt es sich nicht vermeiden, dass man erhebliches Gepäck mitzuschleppen hat. Und auch wenn man nur ein kleines Bergzelt, Isomatte und Schlafsack dabei hat, kommt der Rucksack mit warmen Sachen, Kocher, Verpflegung, Fotoausrüstung etc. doch schnell auf 15 bis 20 kg oder bei Mehrtagestouren auch wesentlich mehr.

Wir sind natürlich nicht die Ersten, denen sich dieses Problem stellte. Schon die Inuit, nördliche und Bergvölker lösten dieses Problem mit speziellen Gepäck­transport­schlitten. Die verbreitetste Variante ist die Pulka der Sami, die es in modernen Versionen auch von verschiedenen Herstellern zu kaufen gibt. Allerdings sind die meisten Pulkas relativ teuer und teilweise für unsere Anforderungen viel zu groß. So findet man auch im Internet viele Selbstbau-Pulkas vom Umbau eines einfachen Kinder­schlittens bis hin zu aufwendig konstruierten Varianten.

Die Pulkas haben meist eine boots- oder wannen­ähnliche Form mit flachem Boden, in die unter eine Plane das Gepäck geschnallt wird. Für ausgedehnte Wintertouren ist das sicher auch eine sehr gute Lösung. Für unsere Wochenend-Schneeschuh­touren stellten sich etwas andere Anforderungen heraus: Wir wollten einen Gepäckschlitten, der sich einfach zusammen mit dem Rucksack auch auf dem Rücken transportieren lässt, der nicht mehr als ca. 3 kg wiegt und trotzdem so robust ist, dass man auf ihm problemlos auf einem Forstweg oder einer Rodelbahn den "Abstieg" vom Berg genießen kann.

Mit diesen Anforderungen machte sich Ralf ans Werk und entwarf mit seinem Lieblingstool Google SketchUp und mit einigen tief in seinem Gehirn verschütteten Resten Technischer Konstruktionslehre einen Schlitten in für uns passenden "Konfektionsgrößen". Als Kufen dienen Kinder­abfahrtsski (80 bzw. 90 cm), die Sitzfläche besteht aus verschraubten und vernieteten Aluminiumprofilen. Nach einigen Wochen wilder Werkelei im Keller materialisierten sich die Schlitten rechtzeitig zum Weihnachtsfest.

Der Schnee in den Alpen ließ in diesem Jahr ewig auf sich warten, so dass wir schon ganz ungeduldig wurden und auch ein kurzer heimlicher Test der neuen Schlitten auf einem Kinder­rodelhügel in der Nähe machte uns nur noch heißer auf die erste Gepäcktour.

Und so mussten wir im Januar 2010 vorbei am schneearmen Garmisch-Partenkirchen bis nach Ehrwald "hinter" der Zugspitze fahren, wo wir ausreichend Schnee für eine Schneeschuh­tour erwarten konnten. Normalerweise meiden wir solche Skizirkus­gebiete lieber. Mit der Seilbahn ging es hinauf zur Ehrwalder Alm und von dort wanderten wir ins immer ruhiger werdende Gaistal.

Die Schlitten verhielten sich beim Ziehen, auf dem Rücken und auch beim Hinunter­rodeln erstaunlicher­weise genau so, wie wir es uns gewünscht hatten, nur das Zuggeschirr werden wir noch etwas verbessern. Es machte riesigen Spaß, auf dem Rucksack wie Mephisto auf dem Fass in Auerbachs Keller ins Tal zu reiten. Auch während unseres Winterurlaubs im Jura benutzten wir die Schlitten mit Vergnügen. Und bis jetzt gibt es noch keine wesentlichen Änderungswünsche.