Cima Capi über die Ferrata Fausto Susatti

Mitte September 2018

Zwischen Gardasee und Lago di Ledro gibt es einen der schönsten Kletter­steige, den wir kennen. Die Via Ferrata Fausto Susatti ergibt verbunden mit einem anderen Steig über den Gipfel Cima Capi eine ordentliche Tagestour. In dem Gebiet gibt es viele Wege, Steige und Verbindungs­stollen, die schon im ersten Weltkrieg angelegt wurden. So geht man auch durch historische Stellungen aus dieser Zeit. Manchmal berührt die Hand vermutlich dieselbe Stelle, die so ein armer Teufel vor hundert Jahren in einem sinnlosen Krieg berührt hat. Was sind wir für Glückspilze, dass wir heute freiwillig dort lang­klettern dürfen. Hoffen wir, dass es immer so bleibt!

Im Ort Biacesa di Ledro gibt es kaum Park­möglich­keiten, aber am Ortsrand neben dem Sportplatz kann man gut parken. Ein paar hundert Meter nach dem Ortsende teilt sich der Weg und wir gehen rechts durch den Wald südlich an der Flanke der Cima Capi entlang. Der Wald wird lichter und wir haben erste tolle Aussichten ins Val die Ledro und auf den Gardasee. Weiter geht es stetig bergauf um den Berg herum, bis wir offenes Fels­gelände erreichen. Auch hier hat man schon einen beeindruckenden Blick auf Riva, den Gardasee und das gegenüber liegende Bergmassiv mit dem Monte Telegrafo. Irgendwo dort drüben befindet sich ein anderer schöner Kletter­steig an der Madonna della Neve. Auch nördlich des Sees bei Arco können wir den kleinen Berg erkennen, auf den wir über eine Via Ferrata geklettert sind (beide Touren auch hier auf der Website).

Die Felskante, der der Kletter­steig folgen wird, kommt immer näher und es wird Zeit, den Kletter­gurt anzuziehen. Natürlich gehört auch ein Helm zur Ausrüstung. Dann beginnt die eigentliche Via Ferrata Fausto Susatti. Die Schwierigkeit der Tour wird mit A bis B angegeben. Besonders schwierig ist es also nirgends, denn die Ferrata folgt einer natürlichen Linie so wie viele ältere Kletter­steige in Norditalien. Schwindelfrei sollte man aber schon sein, der Blick auf den 800 Meter tiefer liegenden Gardasee über eine fast senkrecht abfallende Felswand ist schon beeindruckend. Der Kletter­steig macht richtig Spaß, besonders natürlich bei solch tollem Wetter.

Im Gipfelbereich der Cima Capi folgt wieder Gehgelände und eine Reihe von in den Fels gehauenen Gräben und Stellungen, in denen man sich fast verlaufen kann. Von dort oben gibt es auch einen Abstieg durch einen alten Militär­stollen in Richtung Bivacco Francesco Arcioni. Der Stollen ist bei uns allerdings gerade gesperrt. Deshalb folgen wir dem Steig nach Norden. Der Weg führt mit Stahl­seilen gesichert durch eine gewaltige Felswand zu einem Sattel zwischen Cima Capi und Cima Rocca. An diesem Punkt zweigt links ein steiler Weg durch eine Felsrinne nach Biacesa ab. In der anderen Richtung geht es hinunter nach Riva an den Gardasee.

Unser Weg führt auch vorbei am Bivacco Francesco Arcioni, eine kleine, saubere, unbewirt­schaftete Berghütte. In der Nähe des Biwaks steht hoch am Berg die Kirche San Giovanni Battista. Von dort verläuft in Serpentinen ein Weg bzw. alte Straße hinunter nach Biacesa. Der Weg ist zwar nicht schwer zu gehen, aber durch den schlechten Belag ist es ziemlich anstrengend und ergibt mal wieder einen ordentlichen Abstiegs­muskelkater.

Kurz vor Biacesa haben wir noch ein nettes Gespräch mit einer älteren Dame, die ein bisschen Deutsch kann und uns frische Weintrauben und leckere Tomaten aus ihrem Garten verkauft. Ein perfekter Tag. Im Lago di Ledro gehen wir noch ein bisschen schwimmen und planen, wo es in den nächsten Tagen hingehen soll.